ZIA Frühjahrsgutachten 2020: Gute Aussichten trotz Risiken

Der deutsche Wohnimmobilienmarkt hat sich 2019 zum elften Mal in Folge positiv entwickelt – und wird den Aufwärtstrend aller Voraussicht nach auch 2020 fortsetzen.

Zu diesem Ergebnis kommt das alljährliche Frühjahrsgutachten des Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA), das die ‚Immobilienweisen‘ des wichtigen Branchenverbands Mitte Februar im Rahmen der Konferenz Quo Vadis in Berlin präsentierten.

Auf Grundlage von Erhebungen des Forschungs- und Beratungsdienstleisters empirica kommen die Gutachter zu dem Ergebnis, dass die Neuvertragsmieten im vergangenen Jahr um durchschnittlich 3,5 Prozent gegenüber 2018 stiegen und bundesweit bei 8,13 Euro pro Quadratmeter lagen. Im mehrjährigen Trend allerdings hat sich das Mietenwachstum inzwischen verlangsamt: Einzig in den Landkreisen, also außerhalb der größeren Städte, wuchsen die Mieten schneller als ein Jahr zuvor – in den westlichen etwas schneller als in den östlichen Bundesländern.

Gänzlich anders sieht es bei den Kaufpreisen für Wohnungen aus. Nach einem Anstieg von 8,9 Prozent im Vorjahr legte das Wachstum 2019 noch einmal zu und betrug im bundesdeutschen Durchschnitt 9,7 Prozent. Etwas überraschend: Am stärksten trugen die ostdeutschen kreisfreien Städte (ohne Berlin) mit 10,7 Prozent zu dieser Entwicklung bei. Ähnliche Werte zeigten die größten sieben Städte, wobei vor allem der Münchener Wohnungsmarkt (+ 7 Prozent im Jahresvergleich) leicht rückläufig war. Ein nochmals beschleunigtes Wachstum zeigte sich hingegen in Hamburg, Düsseldorf, Köln und Stuttgart.

Die ZIA-Gutachter erwarten auch 2020 kein Ende des Booms bei Immobilien. Allerdings bereitet den Autoren Sorge, dass sich die Schere zwischen Kauf- und Mietpreisen weiter öffnet: Seit 2011 stiegen die Kaufpreise jährlich jeweils schneller als die Mieten, was langfristig dazu führen könnte, dass eine Überbewertung der Immobilien vorliegt. Allerdings führt das Gutachten die nochmalige Steigerung – nachdem bereits für 2019 vorausgesagt worden war, dass das Preisniveau nicht weiterwachsen werde – auf die überraschenderweise erneut gefallenen Finanzierungskosten zurück. Die Preissteigerung entspreche in der Breite genau jenem Zuschlag, den Käufer aufgrund der geringeren Zinsen realisieren könnten.

Handfeste Indizien für eine Trendwende auf dem Markt konnten die empirica-Experten indes nicht finden. Aus ihrer Sicht werden zwei Dinge dafür sorgen, dass sowohl Mieten als auch Kaufpreise trotz der umfassenden Versuche politischer Einflussnahme stabil bleiben oder sogar weiter moderat steigen werden: Erstens sei eine signifikante Anhebung der Zinsen durch die Europäische Zentralbank bis auf Weiteres nicht zu erwarten. Und zweitens bleibe die Nachfrage vor allem in attraktiven Ballungsräumen auf absehbare Zeit so hoch, dass sie das Angebot weiter übersteige – denn nach wie vor gelingt es nicht, die Ziele der Bundesregierung beim Neubau zu erreichen: Ungefähr 300.000 Wohnungen, schreiben die Autoren, hätten 2019 zur Deckung des Bedarfs entstehen müssen. Erreicht wurde diese Zahl einmal mehr nicht.

Das gesamte ZIA Frühjahrsgutachten 2020 finden Sie unter fruehjahrsgutachten.de.